Geschichte

Schulhausbau Kronwieden 1978-80

Die ersten Überlegungen zum Neubau eines Schulgebäudes für den Bereich der Gemeinde Loiching reichen bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Die Schulverhältnisse waren seinerzeit mehr als unbefriedigend.

Die Grund- und Hauptschüler der beiden Nachbargemeinden Loiching und Niederviehbach waren auf insgesamt sechs verschiedene Schulorte mit teils veralteten Gebäuden verteilt: Loiching, Weigendorf, Wendelskirchen, Oberspechtrain, Niederviehbach und Oberviehbach.

Die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für Schüler, Lehrer, Schulleitungen und Gemeinden als Sachaufwandsträger waren groß. Aus diesem Grunde befasste sich der Gemeinderat Loiching bereits in einer Sitzung am 2. August 1977 mit diesem Problem, wobei der Neubau eines Schulgebäudes mit Turnhalle in Kronwieden und die Errichtung eines Kindergartens im bestehenden Schulhaus in Loiching ins Auge gefasst wurden.

Die Sitzungsniederschrift vermerkt dazu:

„Nachdem die schulischen Verhältnisse im Bereich der beiden Gemeinden Loiching und Niederviehbach durch die Regierung von Niederbayern neu geregelt werden, muss die Gemeinde Loiching als Sitz der vorgesehenen Grundschule die notwendigen Schulräume bereitstellen. Im Gemeindegebiet sind vier Schulhäuser vorhanden. Von diesen scheiden das Haus in Oberspechtrain als veraltet (Baujahr 1908/09) und das Gebäude in Weigendorf als zu klein aus. Eine Erweiterung des Schulhauses in Loiching ist aus Platzgründen aussichtslos. Unter Einbeziehung des Schulhauses in Wendelskirchen, wo zwei Klassenzimmer und ein Mehrzweckraum zur Verfügung stehen, ist eines sechsklassigen Schulgebäudes mit Nebenräumen und Turnhalle auf dem gemeindeeigenen Grundstück beim Freibad in Kronwieden die zweckmäßigste Lösung, um alle Grundschüler ordnungsgemäß unterbringen zu können“.

Bereits damals wurde die Verbindung mit dem Neubau eines Kindergartens gezogen. Im oben zitierten Sitzungsprotokoll heißt es dazu weiter: „Das bestehende Schulgebäude würde sich als Kindergarten eignen, es wären ausreichend Räumlichkeiten für dieses Zweck vorhanden“.

Aufgrund dieses Beschlusses erhielt Bürgermeister Reiner Schachtner den Auftrag, die Genehmigung zum beschriebenen Schulhausneubau mit Turnhalle zu erwirken.

Die ins Auge gefasste Lösung stellte auch die Nachbargemeinde Niederviehbach zufrieden, zumal parallel zum Grundschulbau in Kronwieden eine Erweiterung der bestehenden Hauptschule Niederviehbach unter Einbeziehung mehrerer Funktionsräume durchgeführt werden sollte.

Bevor man in die Planungsphase eintreten konnte, galt es noch eine letzte bürokratische Hürde zu nehmen. Die Regierung von Niederbayern wollte dem Schulprojekt nur unter der Voraussetzung die Zustimmung erteilen, dass sich die bisherige Schule in Loiching als Kindergarten eigne. Ein Ortstermin mit leitenden Vertretern der Kindergarten- und Schulabteilung der Regierung und des Bauamtes des hiesigen Landratsamtes brachte für alle Seiten die gewünschte Klarheit: im Januar 1978 konnte die Gemeinde Loiching einen offenen Bauwettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Grundschulgebäudes und einer Turnhalle ausschreiben. Ziel der Ausschreibung war es, auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Gemeindegrundstück im Südosten des Siedlungsgebietes Kronwieden eine Bauanlage zu schaffen, die zwei Voraussetzungen gleichzeitig erfüllte: nahtlose Einfügung in die umgebende Landschaft und deren Bebauung sowie wirtschaftliche und funktionelle Bauweise.

Im ausgeschriebenen Wettbewerb waren enthalten

  • eine zweizügige Grundschule mit Turnhalle
  • vier Tennisplätze
  • ein Allwetterplatz mit Hoch- und Weitsprunganlage
  • ein Rasenspielfeld
  • eine 100-Meter-Laufbahn
  • eine Kugelstoßanlage
  • eine Stockbahn
  • eine Omnibushaltestelle mit Parkplätzen.

Unter den mehr als einem Dutzend Eingaben wählte Ende März 1978 eine Jury, der unter anderen Vertreter der Gemeinde Loiching mit Erstem Bürgermeister Reiner Schachtner, seinem Stellvertreter, Zweiten Bürgermeister und Rektor Hans Poost, sowie Fachleute des Kreisbauamtes angehörten, den Entwurf der Architektengemeinschaft Dipl.Ing. Olef Satschko und Dipl.Ing. Fritz Markmiller als ersten Preisträger aus.

Wie Dipl.Ing. Fritz Markmiller in einer kurzen Stellungnahme mitteilte, sei seitens des Preisgerichts besonders lobenswert hervorgehoben worden, dass sich um den Eingangshof U-förmig die Verwaltung, der zweigeschossige Grundschultrakt sowie die Turnhalle anordneten, dass eine Verbindung der Turnhalle sowohl erdgeschossig zu den Umkleideräumen, als auch obergeschossig zur Zuschauergalerie gegeben sei, und nicht zuletzt dass die Gestaltung der Dachform in versetzten Pultdächern gleichermaßen den Vorgaben für die Anpassung an die umgebende Landschaft als auch an lichttechnischen Notwendigkiten zur Belichtung der einzelnen Klassenräume entsprächen.

Entsprechend den Vorgaben des Preisgerichts entschied im Frühsommer 1978 der Gemeinderat einstimmig, das siegreiche Architektenteam mit der Ausarbeitung der Planungsunterlagen nach vorhergehender Überarbeitung durch die Schul- und Bauabteilung der Regierung von Niederbayern zu beauftragen.

Sowohl das baurechtliche als auch das schulaufsichtliche Genehmigungsverfahren waren bis zum Spätherbst 1978 abgeschlossen. Beim letztgenannten Verfahren wird im Zustimmungsbescheid vom Oktober 1978 darauf hingewiesen, dass „schulisch notwendig und damit aus Sportmitteln förderungsfähig nur eine Sporthalle von 12 Meter mal 18 Meter“ sei, aber grundsätzlich damit Einverständnis damit bestehe, „Wenn im Hinblick auf den Vereins- und Breitensport eine Halle 15 Meter mal 27 Meter errichtet“ werde. Auch die eingeplanten Freisportanlagen wurden mit Rücksicht auf den Breitensport als notwendig erachtet.

Damit waren sowohl für die geplanten zusätzlichen Freisportanlagen als auch für die Erweiterung der ursprünglich mit wesentlich kleineren Ausmaßen geplanten Turnhalle „Grünes Licht“ gegeben.

Gleichzeitig wurden die Zuschussanträge für die Baumaßnahme gestellt. Mit Erleichterung wurde seitens der Gemeinde und ihres Bürgermeisters registriert, dass der Freistaat Bayern mit 2,3 Millionen DM aus FAG-Mitteln die höchstmögliche Förderung in Aussicht gestellt hatte. Weitere 70 000 DM Zuschüsse aus Sportmitteln wurden für Sportanlagen und Mehrzweckhalle zugesagt, so dass auf die Gemeinde etwa 50 Prozent der Bausumme als Belastung zukamen. Die Verteuerung der Baumaßnahme ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass auf Wunsch des Gemeinderates die ursprünglich wesentlich kleinere Turnhalle in eine Mehrzweckhalle mit entsprechend größeren Ausmaßen zur Benutzung für den Breitensport umgebaut werden sollte. Allein durch diese Maßnahme verteuerte sich das Hallenprojekt auf rund 2 Millionen DM.

Nach Klärung der letzten finanziellen Probleme stand der Baubeginn für das von manchen Gemeindebürgern sicherlich als etwas eigenwillig empfundene Grundschulprojekt nichts mehr im Wege.

Der federführende Architekt beschreibt seinen Entwurf folgendermaßen:
„Neben der Selbstverständlichkeit, eine vollfunktionsfähige Schule mit freundlichen, kindgerechten Räumen zu schaffen, war es den Architekten ein besonderes Anliegen, diese Schulanlage mit Umsicht in die bestehende Umgebung einzufügen.

Nach den Wünschen der Bauherrschaft , eine größtmögliche Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, sind die Baumaterialien gewählt worden, die nahezu keinerlei Pflege bedürfen und trotzdem in ihrer Erscheinungsform den gestalterischen Ansprüchen genügen sollten.

Vorherrschende Baumaterialien im Außenbereich sind – als Kontrast zu den grünen Wiesen – naturrote Tondachziegel, rotbraunes hinterlüftetes Verblend-Ziegelmauerwerk sowie eine das Konstruktionsraster aufzeigende, kleingliedrige Stahl-Glaskonstruktion.

Die Stahl-Aluminium-Fensterkonstruktion sowie die Brüstungs- und Oberlichtenpaneele wurde in Anpassung an das Landschaftsbild in Grüntönen gestaltet.

Durch das Wechselspiel der schlanken Fenstersprossen und der zum Teil gegenüberliegenden Glasflächen in der Pausenhalle vermittelt der Baukörper mit seiner Transparenz den Eindruck von räumlicher Größe und Offenheit.
Die Innenraumgestaltung ist bewusst einfach gehalten. So wurden sämtliche Wände als Sichtmauerwerk ausgeführt. Als Deckenverkleidung wurden einheitlich – zwischen den sichtbaren Holzleimbinderkonstruktionen – Holzpaneeldecken gewählt.

Das Gebäude verleiht sowohl den Lehrenden als auch den Schülern durch die zurückhaltende, auf wenige Baumaterialien beschränkte Konstruktion, trotz Transparenz, Ruhe und Geborgenheit“.
Nach dem Baubeginn im November 1978 war am 19. Dezember ein erster Höhepunkt erreicht: Im Beisein von Vertretern der Bauherrschaft, der Arge Breiteneicher-Ruhmann, der Schulbehörde und den federführenden Architekten wurde der Grundstein gelegt.

Die restliche Baugeschichte ist kurz erzählt:

Nach mehrmaliger Verzögerung der Bauarbeiten wurde im Sommer 1979 Richtfest gefeiert. Die Maßnahmen für den Innenausbau erstreckten sich bis zum Frühsommer 1980. Gleichzeitig wurden die Außenanlagen und die Freisportanlagen in Angriff genommen, nachdem die vier Tennisplätze bereits durch den Tennisclub Blau-Weiß-Loiching 1979 fertiggestellt und im Sommer 1980 eingeweiht werden konnten.

Mit Beginn des Schuljahres 1980/81 konnten schließlich auch die rund 240 Grundschüler in „ihre“ Schule einziehen, in der sie sich seitdem sichtlich wohlfühlen. Zwischenzeitlich waren auch die Außenanlagen fertiggestellt worden Lediglich an den Freisportanlagen musste noch gearbeitet werden. Laufbahn und Rasenspielfeld waren im Bau, eine Stockbahn und eine Kugelstoßanlage hatte man vorläufig noch aufgeschoben. Gerade bei diesen Bauabschnitten konnten durch die engagierte Mitarbeit des Bauhofes Kosten eingespart werden, beispielsweise gärtnerische Gestaltung, Fahrradhalle oder Rasenspielfeld.

Insgesamt hatte die Gemeinde Loiching ihrer und der grundschulpflichtigen Jugend der Nachbargemeinde Niederviehbach ein Gebäude zur Verfügung gestellt, das – um die Worte des Architekten noch einmal aufzugreifen – Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln vermag, das aber auch nach den modernsten Maßgaben gestaltet und eingerichtet, sowohl den Lehrenden als auch den Lernenden die besten Voraussetzungen für eine gedeihliche und erfolgreiche Arbeit mit auf den Weg geben kann.

Text von Rektor a. D. Hans Poost

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